Allochtone Mauereidechsen in Würzburg :

Allochthone Mauereidechsen in Würzburg

Von DIETER KREUTZ und GUNTRAM DEICHSEL
Eingegangen am 29. Oktober 2012

Dieter-Kreutz@t-online.de
Guntram.Deichsel@gmx.de

Nach unserer Kenntnis ist das Maintal oberhalb von Aschaffenburg mauereidechsenfrei. Deshalb war es eine kleine Sensation, als DK im Herbst 2011 bei der zufälligen Begegnung mit einem Anonymus erfuhr, dass es „früher“ auf einem der Würzburger Güterbahnhöfe so viele Mauereidechsen gegeben habe, dass er sogar Totgefahrene auf einer Zufahrtsstraße gefunden hätte.

DK überprüfte diese Meldung noch im selben Jahr, jedoch ohne Erfolg. Bei 4 Kontrollgängen zwischen dem 14. April. und 27. Mai.2012 entdeckte er entlang eines 300 m langen Abschnitts der Zufahrtsstraße kumuliert 8 adulte Individuen und 5 juvenile aus 2011. Die geringe Anzahl der gesichteten Tiere führt DK auf den sehr extremen Frost in der ersten Februarhälfte zurück. Dabei wurden Temperaturen von +2°C bis +1,5 °C in 80 cm Bodentiefe gemessen, und dies über 14 Tage lang.

In einer gemeinsamen Begehung am 5. September 2012 konnten wir bei optimalen Wetterbedingungen dort lediglich ein Jungtier aus 2012 sowie ein adultes Weibchen und ein Männchen sichten. Die letzteren konnten wir fangen, durch Swabbing der Mundschleimhaut beproben und fotografisch dokumentieren, teils in einem transportablen Behelfsterrarium. Danach wurden die Tiere wieder am Fundort ausgesetzt. Der Randbereich der Gleisanlagen mit durchaus eidechsentauglichen Ruderalstrukturen erwies sich als eidechsenfrei.

Dr. Ulrich Schulte von der Abteilung Biogeografie der Universität Trier bestimmte den Haplotyp beider Tiere nach Analyse der mitochondrialen DNA zu Podarcis muralis brongniardii, Ostfranzösische Linie, Unterlinie Languedoc. Damit ist als Herkunftsgebiet die Umgebung von Montpellier in Südfrankreich nachgewiesen. Zumindest diese Tiere stammen also nicht von autochthonen Tieren aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland oder Nordrhein-Westfalen ab, sondern sind allochthonen Ursprungs. Der plausibelste Einwanderungsweg ist Verschleppung per Bahnfracht.

Bei zwei Kontrollgängen am 30.09.2012 (DK) und am 20.10.2012 (GD) wurden trotz optimaler Witterungsgbedingungen keine Tiere mehr gesichtet – eine Bestätigung, dass es sich offenbar um ein kleines Reliktvorkommen handelt. Ein weiteres gemeldetes Vorkommen von Mauereidechsen südlich des Güterbahnhofs konnte von uns noch nicht überprüft werden.

Abb. 1: Männchen am 20. April 2012. Aufn. Dieter Kreutz.

Abb. 2: Weibchen am 20. April 2012 mit Paarungsbissmarken an der Schwanzwurzel. Aufn. Dieter Kreutz.

Abb. 3: Beprobtes Weibchen D92 am 5. September 2012, dorsal. Aufn. Dieter Kreutz.

Abb. 4: Beprobtes Weibchen D92 am 5. September 2012, dorso-lateral. Aufn. Dieter Kreutz.

Abb. 5: Beprobtes Weibchen D92 am 5. September 2012, ventral. Aufn. Guntram Deichsel.

Abb. 6: Beprobtes Männchen D91 am 5. September 2012, dorso-lateral. Aufn. Dieter Kreutz

Abb. 7: Beprobtes Männchen D91 am 5. September 2012, ventral. Aufn. Guntram Deichsel.